Sangha (Sanskrit für „Versammlung“) bedeutet in der buddhistischen Terminologie auch „Gemeinschaft“.

Damit wird erstens die Gemeinschaft der buddhistischen Praktizierenden/Übenden bezeichnet. Je nach Tradition sind die Praktizierenden im Allgemeinen gemeint oder ausschliesslich die buddhistischen Ordensangehörigen: Mönche (bhikkhu/bhikşu)) und Nonnen (bhikkhuni/bhikşunī). Ausserdem kann damit auch die Gemeinschaft der buddhistischen Erwachten gemeint sein, die Gemeinschaft der Edlen (Sanskrit: Arya-Sangha).

Im Pali-Kanon wird oft von der vier-fachen Gemeinde gesprochen, den Mönchen und Nonnen, den Laienanhängern (Upāsaka) und den Laienanhängerinnen (Upāsikā).

In den drei Zufluchtnahmen rezitieren wir immer an dritter Stelle die Zufluchtnahme zur Sangha.

Ich nehme Zuflucht zur Sangha und wünsche,
dass alle fühlenden Wesen in grosser Harmonie zusammenkommen ohne jedes Hindernis.

Die formale Aufnahme in die monastische Sangha erfolgt durch die Weihe, durch die man zunächst Novize (Śramanera), später bhikşu/bhikşunī wird.

Formaler Laienanhänger wird man durch die Zufluchtnahme zu den drei Juwelen und das Annehmen der 5 Tugenden/Richlinien.

Die Gemeinschaft der Mit-Praktizierenden, von Menschen mit gemeinsamen Interessen, gemeinsamen Anliegen ist eine Unterstützung für die Praxis. Sie wird auch als Sanghakaya – als Körper der Sangha – bezeichnet. Ein Begriff der irgendwie sehr modern tönt.

Die heutige Laien-Sangha

Im humanistischen Buddhismus, wie im engagierten Buddhismus ganz allgemein, spielt die Laiensangha eine grosse Rolle. Diese Reformbewegungen streben eine gleichwertige Bedeutung von Nonnen, Mönchen und Laien an, die Gleichberechtigung der Frauen, eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Lehre Śākyamuni Buddhas sowie ein verstärktes soziales und politisches Engagement im Sinne des Bodhisattva-Ideals an. Wir haben gesehen, dass Meister Sheng Yen dies u.a. durch seinen vier-fachen Umweltschutz, die Kultivierung von Frieden in Geist, Körper, Familie und in den Aktivitäten und in einer umfassenden Sorge für alle und Erziehung für alle zu fördern suchte.

Die Laien-Sangha verwirklicht den Buddhadharma im täglichen Leben und hier wollen wir nun ansehen was es bedeutet sich mit spirituellen Freunden zu umgeben. Der Buddha empfahl, sich mit spirituellen Freunden zusammenzutun und sich von Freunden mit unheilsamen Einfluss fernzuhalten:

«Ehrwürdiger Buddha, ich habe nachgedacht: Spirituelle Freundschaft macht doch sicher das halbe spirituelle Leben aus?»

«Sag das nicht, Ananda, oh, sag das nicht!» antwortete der Buddha.

«Spirituelle Freundschaft ist das ganze spirituelle Leben!»

– Samyutta Nikaya, Verse 2

Meister Sheng Yen sagt: „Um einen gesunden und normalen Lebensstil aufrecht zu erhalten, ist der Kontakt mit Menschen, die das gleiche anstreben, wichtig. Spirituelle Freunde haben einen günstigen Einfluss auf uns und geben uns ehrliche Ratschläge. Wir selber sollten lernen ein spiritueller Freund zu werden. Wie er selber dies anwendet beschreibt er in Bezug auf die Gemeinschaft vom Dharma-Trommel-Berg: „Ich muss sie umsorgen und für jedes Mitglied Interesse aufbringen. Ich tue dies, indem ich ihnen zuhöre, mit ihnen spreche, in den Diskussionen und in den Gruppenversammlungen, durch meine Lehren und Ermunterungen.“

Meister Sheng Yen vergleicht die Beziehung zwischen spirituellen Freunden auch mit den erwünschten konfuzianischen Eigenschaften eines Freundes: Wir sollen Freunde auswählen, die rechtschaffen, ehrlich, rücksichtvoll, gelehrt und kultiviert sind, uns mit nicht intrigierenden und berechnenden Menschen zusammentun, solchen, die empathisch, tolerant und versöhnlich sind.

Der Wert unseres Lebens liegt darin, dass wir etwas anbieten und Beiträge leisten können.

Meister Thich Nath Han betont stark die Bedeutung der monastischen Sangha. Die (monastische) Sangha praktiziert die sechs Harmonien oder Gemeinsamkeiten: – körperlich Präsenz, – Achtsamkeit, – Austausch (auch a-verbale Kommunikation durch das blosse Da-Sein), – sprachliche Kommunikation (ruhig, freundlich), – Miteinander-Teilen (materielle Güter), – Glücklich-Sein/Freude.

Er hebt die Verbundenheit der monastischen Sangha mit der Laiensangha (der erweiterten Sangha) hervor, vorwiegend während den Retreats. Zum Praktizieren brauchen wir die monastische Sangha und wir helfen mit, sie zu erhalten „Geheiligt“ wird die Sangha durch die Energie der Aufmerksamkeit, die Konzentration und die Einsicht. Gemäss Thich Nath Hanh besteht die erweitere Sangha nur solange sie zusammen ist (für Praxis oder Treffen).

In der Linie von Meister Sheng Yen wird in Taiwan ebenfalls die Wichtigkeit der monastischen Sangha betont. Meines Wissens sind alle chinesischen Chan-LehrerInnen Nonnen oder Mönche. Im Westen ist das anders. Da Meister Sheng Yen auch westliche Laien zu Dharma-Nachfolgern gemacht hat, haben sich natürlicherweise Laiensanghas gebildet, so in England und in Kroatien. Diese laden manchmal Mönche für Vorträge und Retreats ein, bestehen jedoch als selbständige Gruppen, die auch bewusst die Anpassung und Integration in die westliche Lebenswelt praktizieren und auch nach neuen Ausdrucksformen suchen.

Bemerkungen zum Begriff Sangha: Tagung der Chan-Gruppe 26. 02. 2011 / Chang She